15/03/2024
SWR-EA: Sandro Pellegrini neuer Präsident
Sandro Pellegrini (l.) und Federico Giudiceandrea
Pellegrini zog Bilanz über die Herausforderungen, denen sich die gemeinsame Plattform der sechs repräsentativsten Südtiroler Wirtschaftsverbände - hds, Hgv, lvh, Sbb, Uvs und Freiberufler - in den kommenden Jahren stellen müsse. Wichtige Herausforderungen, die über die „eigenen vier Wände“ hinausgehen, seien die Schwierigkeit, Personal zu finden, die Schwierigkeit, Wohnraum zu finden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Mobilität und Erreichbarkeit des Territoriums, die für die Entwicklung und den technologischen Fortschritt notwendig seien.
Die Themen seien viel stärker miteinander verwoben, als man meinen könnte, sagt Pellegrini und regt zum Nachdenken an. Eine der großen Herausforderungen sei es, Arbeitnehmer zu finden, wenn ihnen kein preiswerter Wohnraum angeboten werden kann. Zugleich verweist Pellegrini aber auch auf die Schwierigkeiten, die der Wohnungsmarkt hätte, wenn es ein zu großes Angebot gäbe. „Man müsste den Unternehmen die Möglichkeit geben, ihren Arbeitnehmern Wohnraum anzubieten“ so der neue Präsident. Zudem betonte er die Professionalität, an der es immer mehr mangelt. „Man findet zwar Leute, die auch ein gewisses Interesse an der Arbeit haben, aber man muss sie oft von Grund auf neu ausbilden, eine Aufgabe, die man nicht allein den Unternehmen überlassen kann“, sagt Sandro Pellegrini. Andererseits betont er, dass es viele gut ausgebildete Frauen gibt, die motiviert wären, sich nach dem Mutterschaftsurlaub beruflich zu betätigen, sich aber zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen, weil die öffentlichen Strukturen ihren familiären Bedürfnissen nicht gerecht werden.
In seiner Antrittsrede hebt Sandro Pellegrini zudem hervor, dass das Wohlergehen eines Landes oder einer Gemeinschaft in direktem Verhältnis zur Leistung seiner Wirtschaft steht, die unterstützt, gefördert und respektiert werden muss. Denjenigen, die sich entschließen, ein Unternehmen zu gründen, gebühre Lob und Wertschätzung. Dies gelte umso mehr für diejenigen, die das Unternehmen schon seit Jahren führen, denn die Unternehmen müssen unterstützt und begleitet werden, damit sie so reibungslos wie möglich arbeiten können. Ihre Aufgabe sei es, Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen, sowie das das BIP zu erwirtschaften, und nicht, dem Papierkram und der Bürokratie hinterherzujagen. Dabei lobte er die Südtiroler Unternehmer als Botschafter des Landes, weil sie „unser“ Südtirol exportieren, das nicht nur eine Landschaft, sondern auch eine Denkweise sei. Man müsse unsere Territorialität verteidigen.
Er unterstreicht die Themen, die mit den Institutionen angegangen werden müssten, wenn konkrete Ergebnisse erzielt werden sollen, die dem Gebiet weiterhin Wohlstand bringen. So etwa das Thema der Erreichbarkeit. Die zu erwartenden starken Verkehrsbehinderungen aufgrund der teilweisen Sperrung der Luegbrücke ab 2025 mit der wahrscheinlichen Umleitung des Verkehrs auf die anderen Alpenübergänge könnten zu schädlichen, ja sogar unwiderruflichen Folgen führen.
Abgesehen davon gebe es den Bedarf an Infrastruktur, um erreichbar zu sein und um Waren schnell und einfach zu den Kunden transportieren zu können.
Ein weiteres Thema sei das Klima, denn sicherlich könne und müsse hier viel getan werden. Hier sei jedoch die Politik gefordert, für eine entsprechende Einbindung der Wirtschaft zu sorgen, damit die Expertise der Wirtschaft bestmöglich genutzt und das Thema gemeinsam so angegangen werden kann, dass es auch für Südtiroler Unternehmen nachhaltig ist.
Kurz zur Person
Sandro Pellegrini, 51 Jahre alt, glücklich verheiratet und stolzer Vater von 2 Kindern. Er hat an der Universität von Bologna das Jura Studium abgeschlossen und betreibt zusammen mit seinem Bruder Andreas und seinem Vater Mauro ein Familienunternehmen, die Bäckerei Lemayr, die neben dem Produktionsstandort in Bozen auch eigene Verkaufsstellen im Trentino, Veneto und der Lombardei betreibt. Außerdem ist er zusammen mit seinem Bruder Andreas Teilhaber des Unternehmens Partner s.r.l., das belegte und gefüllte Brötchen herstellt, die zu 70 Prozent im Ausland verkauft werden: Österreich, Deutschland, Frankreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Schweden, Finnland und die Vereinigten Arabischen Emirate.